Überblick:
Fehler-Möglichkeits- und Einfluss-Analyse (FMEA)
Die FMEA ist eine systematische Methode zur Früherkennung und Bewertung potenzieller Fehler in Produkten, Prozessen oder Systemen. Sie hilft, Risiken frühzeitig zu identifizieren, ihre Auswirkungen zu bewerten und geeignete Gegenmaßnahmen zu priorisieren. Mit der FMEA etablieren KMU eine strukturierte Methode zur Fehlervermeidung und Prozessoptimierung.
1. Ziele der FMEA
- Fehlerprävention: Fehlerquellen proaktiv entdecken und beseitigen.
- Risikominderung: Priorisierte Maßnahmen auf die gravierendsten Risiken fokussieren.
- Qualitätssteigerung: Durch verbesserte Prozesssicherheit und Produktzuverlässigkeit.
2. Arten von FMEA
- Konstruktions-FMEA (Design-FMEA): Analyse potenzieller Fehler bereits in der Produktentwicklung.
- Prozess-FMEA (P-FMEA): Untersuchung von Fehlern in Fertigungs- und Geschäftsprozessen.
- System-FMEA: Betrachtung eines Gesamtsystems und der Wechselwirkungen zwischen seinen Komponenten.
3. Vorgehensweise (Schritte)
- Vorbereitung
- FMEA-Team zusammenstellen (Interdisziplinär: Technik, Produktion, QM).
- Prozess- oder Systemgrenze definieren.
- Übersichtliches Flussdiagramm oder Systemstrukturplan erstellen.
- Ermittlung potenzieller Fehler
- Für jeden Prozessschritt oder Bauteil mögliche Fehlerarten (Failure Modes) notieren.
- Quellen: Erfahrungswerte, Kundenreklamationen, historische Daten.
- Bewertung von Auftreten, Bedeutung und Entdeckung
- Auftretenswahrscheinlichkeit (A): Skala 1 (sehr unwahrscheinlich) bis 10 (sehr wahrscheinlich).
- Bedeutung/Schwere (S): Skala 1 (geringfügig) bis 10 (sehr gravierend für Kunde oder Prozess).
- Entdeckungswahrscheinlichkeit (E): Skala 1 (sehr hohe Erkennung) bis 10 (sehr geringe Erkennung).
- Berechnung des Risikoprioritätswerts (RPZ/RPN)
- Höhere RPZ-Werte weisen auf dringlicheren Handlungsbedarf hin.
- Maßnahmenplanung
- Priorisiert nach RPZ: Zuerst hohe Werte.
- Verantwortliche und Termine festlegen.
- Nachverfolgung
- Umsetzung der Maßnahmen dokumentieren.
- Nachwirkung prüfen und RPZ neu berechnen (Soll-/Ist-Vergleich).
4. Beispiel: P-FMEA im KMU (Montagelinie)
| Schritt | Fehlerart | Auswirkung | A | S | E | RPZ | Maßnahme | Verantwortlicher | Termin |
|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
| Bauteil einlegen | Falsche Ausrichtung | Montagefehler | 4 | 6 | 5 | 120 | Prüfvorrichtung installieren | Produktion | xx.xx.xx |
| Schrauben anziehen | Untertorque | Bauteillockerung | 3 | 8 | 4 | 96 | Drehmomentschlüssel kalibrieren | Instandhaltung | xx.xx.xx |
| Endkontrolle | Sichtprüfung fehlt | Auslieferung defekt | 2 | 9 | 7 | 126 | Checkliste erweitern | QM | xx.xx.xx |
5. Tipps für KMU
- Schlank starten: Beginne mit den kritischsten Prozessen oder Produkten.
- Datenbasis nutzen: Kundenfeedback und interne Reklamationen als Input.
- Team-Workshops: Kurze Sessions (2–3 h) mit klarer Zielsetzung.
- Tool-Einsatz: Excel-Vorlage oder einfache Online-Tools ausreichend.
- Regelmäßige Review: Aktualisiere die FMEA nach wesentlichen Prozessänderungen oder alle 12 Monate.