Überblick:
Lieferanten- und Fremdleistungsqualität und -bewertung
Die Sicherstellung von Lieferanten- und Fremdleistungsqualität ist für KMU entscheidend, um Produkte und Dienstleistungen termingerecht, kosteneffizient und in gleichbleibend hoher Qualität zu liefern. Eine strukturierte Vorgehensweise minimiert Risiken, Kosten und Ausfallzeiten.
1. Bedeutung der Lieferantenqualität
- Risikominimierung: Mangelhafte Zulieferteile verursachen Produktionsstopps und Nacharbeit.
- Kosteneffizienz: Frühzeitige Fehlererkennung spart teure Korrekturen.
- Wettbewerbsfähigkeit: Zuverlässige Lieferketten sichern Liefertreue und Kundenvertrauen.
- Innovation: Partnerschaftliche Zusammenarbeit mit Lieferanten fördert gemeinsame Verbesserungen.
2. Auswahlkriterien für Lieferanten
- Qualitätsmanagement
- Zertifizierungen (z. B. ISO 9001, IATF 16949).
- Dokumentiertes QM-System und regelmäßige interne Audits.
- Lieferzuverlässigkeit
- Pünktlichkeit der Lieferungen (%)
- Einhaltung von Losgrößen und Verpackungsvorgaben
- Flexibilität & Reaktionsfähigkeit
- Fähigkeit, auf Änderungswünsche kurzfristig zu reagieren
- Preis/Leistung
- Wettbewerbsfähige Preise bei stabiler Qualität
- Kommunikation & Service
- Klare Ansprechpartner, schnelle Rückmeldungen
Tipp: Gewichtung der Kriterien im Score-Card-Verfahren (z. B. 40 % Qualität, 30 % Lieferung, 20 % Preis, 10 % Service).
3. Lieferantenbewertung und Monitoring
- Scorecard: Regelmäßige Bewertung anhand der Auswahlkriterien (z. B. monatlich oder quartalsweise).
- Kennzahlen (KPIs):
- Termintreue bei Lieferungen/ Dienstleistungserbringung (in %)
- Qualitätsrate (Anteil mangelfreier Teile in %)
- Reklamationsrate (Anzahl Reklamationen pro 1.000 Teile)
- Kommunikation und Erreichbarkeit (in %)
- Ampelsystem:
- 🔴 Rot (unter 90 % Liefertreue oder Qualitätsrate < 95 %)
- 🟠 Gelb (90–95 % bzw. 95–98 %)
- 🟢 Grün (> 95 % bzw. > 98 %)
4. Lieferantenaudit und Vor-Ort-Kontrolle
- Audit-Typen:
- Initialaudit: Vor Aufnahme ins Lieferantenportfolio
- Überwachungsaudit: Jährlich oder bei Leistungseinbruch
- Auditinhalte:
- QM-Dokumentation und Prozessfähigkeit
- Produktionskapazitäten und Fertigungsprozesse
- Wareneingangskontrolle und Traceability
- Dokumentation:
- Auditbericht mit Feststellungen und Maßnahmen
- Nachverfolgung von Korrekturmaßnahmen (CAPA)
5. Qualitätsprüfung eingehender Waren (Incoming Inspection)
- Stichprobenplan: AQL-basiert oder risikobasiert (z. B. höhere Stichprobe für kritische Teile).
- Prüfmethoden: Sichtprüfung, Maßkontrolle, Funktionsprüfung.
- Erfassung: Prüfprotokoll mit Ergebnis, Menge, Losnummer und Datum.
- Sperrvermerk: Defekte Teile bis zur Klärung gesperrt und dokumentiert.
6. Fremdleistungsqualität (Dienstleister & Lohnfertigung)
- Leistungsspezifikation: Klare Leistungsbeschreibung (Lastenheft/Technische Spezifikation).
- Vertragsklauseln: Qualitätsanforderungen, Haftungsregelungen und SLA (Service Level Agreement).
- Leistungscontrolling: Regelmäßiges Reporting der Dienstleisterleistung (Termintreue, Mängelquote).
- Bewertung: Ähnlich wie bei Lieferanten mit Scorecards und Audits.
Mit dieser strukturierten Vorgehensweise sichern KMU die Qualität ihrer Zulieferkette und Fremdleistungen – für zuverlässige Produktion und zufriedene Kunden.